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Tag 6
Mhamid – le Camp dans le Sahara – « Ein Sturm kommt auf » – Wo ist Oli?
Am gestrigen Tage wurde der Entschluss gefasst dass heute unser wohlverdienter „freier Tag“ sein sollte. Inshallah! Und das bedeutet in diesen Fall gestern ist nicht heute. Kurzerhand wird umdisponiert nachdem Hussein uns ein Angebot macht das mehr als verlockend ist.
Wie sich herausstellt hat er ein Camp das ungefähr 60km von unserem Standort aus in der Sahara liegt. Wilde Romantik, die großen Dünen, glühende Hitze und der endlose Sternenhimmel über der Wüste. Wer bitte kann da wiederstehen? Einen “Guide” haben wir auch schon. Heißt auch Hussein ist 24 Jahre jung, angenehm frech und spricht laut wobei dass gegen sein Lachen als leise bezeichnet werden kann und sitzt nun auf der Rückbank mit seinem großen Turban eingekeilt zwischen Petra und Joseph dass er sichtlich genießt. Wir fahren los. Sehr schnell verliert sich der Restasphalt in einem Gemisch aus Schotter und Sand. Und plötzlich ist da nur noch Sand und die Ansage teils in Englisch, Französisch und Deutsch von unserem Guide Hussein der sich köstlich amüsiert und jedem der im Wagen sitzt mit seiner Art unterhält. „Dr. Watson“ schlingert und gleitet durch die Dünen. Sehr schnell habe ich den Dreh raus mit den Dünen zu spielen. Dr. Watson und ich genießen den „Epic Flow“ – den Sand vor uns auf dem Boden und den Sand ab der Fahrertür in der Luft und dann im Wageninneren gleichmäßig und überall verteilt. Definitiv rot.
An dieser Stelle ein Tipp für die Frau – sollte der Wagen bei Fahrten in den Dünen abrupt stoppen unbedingt das Fenster offen lassen –das spart den Puder.
Nach ca. 3 Stunden Fahrt unzähligen Schotter, Sand und Steinwüsten, bizarren wunderschönen Landschaften erreichen wir das Camp. Eingesäumt von Dünen liegt es da.
Oli packt als erstes sein Rad aus und macht sich auf in Richtung „La Source sacrèe“. Ich schaue auf den Horizont und bin nicht so begeistert von dem was ich da sehe. Der immer stärker werdende Wind und die dunklen sandbraunen Wolken verheißen nichts Gutes. So ist es auch denn in eine halbe Stunde später ist er da – der Sandsturm.
Wo ist Oli!
Jetzt sind wir alle im Wagen und Hussein übernimmt das Steuer. Die Fahrt ist schnell und würde im Normalfall jedes Offroaderherz höher schlagen lassen. Hussein fährt geschickt und telefoniert zugleich. Das Wüstentelefon setzt sich in Gang und sämtliche Camps sind verständigt. Wir suchen hier und dort, fragen Nomaden und Campbetreiber . Keiner hat was gesehen oder gehört. Unsere Handy können nicht senden noch empfangen und Husseins Akku geht zur Neige. Nach einer Stunde die erste Nachricht dass ein Radler gesichtet worden wäre in Richtung wo auch immer. Wir verfolgen diese Spur und suchen weiter müssen dabei das Licht einschalten den die Dämmerung bricht herein. Der Sturm kommt in Schüben. Sand draußen, drinnen und zwischen den Zähnen. Wir stehen unter Zeitdruck. Kurz vor 12 erreicht uns ein Anruf aus dem Hotel in dem wir genächtigt haben und berichtet dass Oli es geschafft hat bei Ihnen anzurufen. Erleichterung pur. Wo und welches Camp konnte erst nach genauer Beschreibung erahnt werden, denn viele dieser Camps sind nicht immer bewirtschaftet und das war eines davon.
Wir finden ihn und ich glaube auch für Ihn ist es eine große Freude uns zu sehen. So schnell war das Rad noch nie eingepackt wie jetzt denn keiner von uns hatte Lust bei diesem Wind und Sand bei Nacht weiter zu fahren. Wir erfuhren auf dem Rückweg dass erst gestern ein belgischer Motorradfahrer lebend nach drei Tage per Helikopter gefunden worden ist. Der Sand verschluckt schnell…
Zurück im Camp, bei einbrechender Dunkelheit, stehen ca. 15 Quads von polnischen Fahrern. Durch Bank alle „Fittnessstudio gebürstet“. Dagegen ist Rambo eher eine Minimaus. Ab jetzt sehen wir die Romantik als gefährdet an als plötzlich aus dem Nichts ein Konvoy von 6 weißen Toyota Geländewagen sich hinter „Dr. Watson“ aufreihen. 20 Franzosen – mon Dieu! Plötzlich gleicht das Camp einem Stadionsparkplatz bei heulendem Wind der kräftig in den Augen brennt.”Die Wagentüren bitte nur auf windabgewandten Seite öffnen!” Hussein scheint überfordert hat aber bald eine Lösung. Die polnische Muskelfraktion der “300” wird ins Nachbarcamp verlegt. Der Klangfarbe nach sind die Quadfahrer nicht allzu sehr begeistert und verlassen gemeinsam mit ohrenbetäubendem Lärm das Camp.
Wir flüchten in das Hauptzelt und lassen alles erstmal bei einem Bier auf uns wirken. Die Luft ist erfüllt mit Staub, genauer mit Feinstaub der sich auf alles legt wie ein Schleier. Abendessen wird serviert. Was? Tajine! Immer willkommen. Zaff! Der kleine Benzingenerator hat wohl Staub gesaugt. Wir sitzen im Dunkeln bei Handylicht und essen weiter. Ich meine 24 Personen sitzen beim Essen mit Handylicht und Stirnlampen – unbezahlbar.Bei den Franzosen ploppen die Weinkorken und der Duft der mitgebrachten Paté erfüllt das Zelt. Für einen Moment denke ich an die Camarque. Das elektrische lässt sich für heute nicht mehr blicken dafür aber der Mond. Der Sturm hat sich gelegt. Und weg ist er. Die Luft wieder klar und die Franzosen spielen mit Stirnlampen Fußball. Wieviel Wüste verträgt der Mensch jetzt noch. In der Mitte des Platzes wird ein Lagerfeuer entzündet und die Trommeln geschlagen. Die Franzosen zeigen sich da sehr wenig beeindruckt und verteilen sich auf den umliegenden Dünen. DasPloppen der Korken durchdringt die Nacht. Gefeiert wird dann bis 4.00h früh.
Wir kriechen in unsere Nomadenbiwaks zum Schlafen. Ich denke mir da hatten wir aber fett Glück gehabt.
Nicht auszudenken….. und weg
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